China II "Eindrücke"

China 2019 (Tibet)

 
 

12.05.2019

China II "Nicht mein Planet"


 "Unerwartetes Ende, aber doch mit Glück weiter bis zum Schluß"

Am 19.4.2019 vernahm ich, wie bereits am Vortag  schon bemerkt, beim Starten ein "nicht handelsübliches" Geräusch, das mir die ganze Nacht bereits Bauchweh bereitete. A bisserl machte ich auf "Augen zu und durch" und hoffte, dass es sich geben würde, was natürlich nicht geschah, und so endete an diesem Tag bereits nach etwas mehr als 50 Kilometer von Lhasa entfernt die Fahrt, nachdem ich eine kurze Müdigkeitspause eingelegt hatte. Der Wüstenfuchs ließ sich nicht mehr starten, der Starter arbeitete, aber nicht zusammen mit dem Getriebe. Nach Ausbau selbigen Standardgerätes war klar, dass der Starter hinüber war.Die Welle auf der das Ritzel sitzt, war gebrochen.Frag mich nicht, wie oft so etwas vorkommt. Jedenfalls war vorerst Schluß. Die erste Chellange war nun einmal wieder nach Lhasa zurückzukommen und dort einen wie immer gearteten Transport des Pinzis zu organisieren, denn erste Aufgabe war nun ehebaldigst aus Tibet herauszukommen, da ich nur mehr 5 Tage für dortigen Aufenthalt die Erlaubnis hatte und gleichzeitig war klar, dass ein Starter in dieser Zeit nicht zu bekommen war. Hier erwies sich Tashi, der Guide, bereits als Goldgriff. Zuerst der Autostopp zurück nach Lhasa, dann das Organisieren eines Transportes des Pinzgauers vom  "Zwangsparkplatz" 50 km nördlich von Lhasa nach Xining, immerhin schlappe 2000 km.Nach Organisation des Transportes folgte eine weitere Spezialchellange, nämlich den Wüstenfuchs auf den Laster zu bekommen. Hier war das Glück ebenso auf unserer Seite, dass wir nämlich nur 100 Meter von einer Brückenbaustelle entfernt waren und dort Leute anheuern konnten mit einem Kran den Pinz auf den Laster zu heben. Was bei uns undenkbar wäre und vielleicht mit einer Einweisung enden würde, konnte dort für etwas mehr als 100 US-Dollares bewerkstelligt werden. Trotzdem habe ich dabei Blut und Wasser geschwitzt und es tat mir echt in der Seele weh, den Pinz festgezurrt auf der Ladefläche eines Containertransporters nun 2000km auf die Reise schicken zu müssen. Wichtig war aber einmal, zeitlich sicheres Terrain zu erreichen, das heißt eben aus Tibet raus zu kommen. Kaum vorstellbar: um die Mittagszeit passierte die Misere und um 21 Uhr ging der Wüstenfuchs bereits auf die Reise, leider ohne mich, dafür wird er einer der wenigen Pinzgauers weltweit sein der über einen 5740 Meter hohen Pass gefahren ist, wenn auch nicht selber.Nachdem also dies erledigt worden war, fuhren wir wiederum zurück nach Lhasa, von wo aus wir tagsdarauf die 22-stündige Zugreise nach Xining in Angriff nahmen. Obwohl anfangs eng  wie in einem Hühnerstall der alten Art und zum Schlafen äußerst unbequem, überstanden wir letztlich auch diese Tour. Am Ostersonntag erreichten wir Xining und am selben Abend war erstaunlicherweise auch schon der LKW mit meiner Fracht in Xining. Eine neue Herausforderung, nämlich das Abladen des Gefährts sowie das Finden eines geeigneten Parkplatzes wurde bravurös von Tashi gecheckt.  Tiefe verbeugen vor diesem Organisationstalent. Man muss neämlich erwähnen, dass ich mich bisher in keinem einzigen anderen Land verständigungsmäßig so schwer getan habe wie in China. Ich kann weder Russisch, Tadschikisch, Usbekisch oder gar Fasi aber was die Intelligenz hinsichtlich Verständigung und Kommunikation auf Zeichensprachenbasis und Denklogik betrifft sind die Chinesen überlebensunfähig und müssen sich noch weit hinten anstellen. Man glaubt es nicht, aber sie kapieren nicht einmal, wenn man es ihnen in "Aktivity-Manier" vormacht, dass man beispielsweise ein "Häusl" sucht.Ich glaube, nicht einmal wenns die Hosen runter lasst, verstehen die, was gemeint sein könnte. Samy Molcho würd in China verhungern. Somit brauchte ich schon gar nicht einmal darüber nachdenken, einen Laster für dan Transport in eine 2000 km entfernte Stadt selbst zu organisieren. Dank ergeht an den Tibeter Tashi. Nun folgte von Xining aus die Bestellung eines Starters und Versendung selbigen nach China. Hier unterstützten mich die Salzburger Firma Brodinger,und glücklicherweise hatte ich dort bereits einen Starter einst erworben, so war alles mit der notwendigen Geschwindigkeit und Reibungslosigkeit zeitnah erledigt iund der Starter wurde auf die Reise geschickt. Dass letztlich wiederum die Chinesen den Transport zuerst verbockten steht wieder auf einem anderen Blatt.Aber nach 10 Tagen startete der Pinz wieder und mit neuem Guide namens Zhang ging es dann auf die letzte Etappe der Chinareise Allerdings, wenn China nicht so derartig mühsam wäre, könnte ich ja dem einen oder anderen Abschnitt etwas abgewinnen, doch wer das Abenteuer in China sucht, sucht im falschen Land. Höchst unflexibel sid die Menschen und organisationstechnische vielfach umständlich bis geht nicht mehr und was das Allermühsamste ist. Arbeiten, für die nicht einemal 1 Mann nötig wäre, werden von 3-5 Personen erledigt, was die fehleranfälligkeit nicht unbedingt verringert, abgesehen, dass es auch viel langsamer abläuft.Natürlich sei erwähnt, dass man nicht alle in einen Topf werfen soll, doch die meisten kannst zweifellos reinwerfen.Das ist halt meine bescheidene Erfahrung. Der letzte Teil der Reise, also die letzten 10 Tage boten allerdings einiges an schönen und interessantane Sehenswürdigkeiten, wobei die Terra Kotta Armee in Xián sowie die Chinesische Mauer, die ich ca 1,5km begangen hatte mit Sicherheit am eindrücklichsten war. Letztlich schafften wir die Chinarallye ohne weiteren Zwischenfälle, wobei nur durch die langweilige Autobahnfahrerei in der Ebene die große Distanz von Xining nach Erenhot zur Mongolischen Grenze bewältigbar war.
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht was ich von China halten soll. Abenteuertechnisch eine Nullmeldung, sightseeingmäßig jedenfalls großteils sehenswert. Die Mongolei hab ich dann am 12.5.2019 erreicht. Und mit diesem Grenzübergang war wohl eine 180 Grad Wende zu verzeichnen. Und es folgte wieder etwas ganz Neues. LG Friedl

 

 

18.04.2019

China I "Neuer Planet"


 "Die ersten 1200 km"

Von Nepal nach China zu kommen war wieder einmal wie ein Planetenwechsel der Sonderklasse. Dieser Wechsel ist in seiner Eigenart, wie 2013 von Chile nach Bolivien und 2018 von Pakistan nach Indien, deshalb so extrem, weil sich gewisse Parameter schlagartig verändern und daher, wie wenn man einfach durch die Zeit gereist wäre, ein komplette Umstellung notwendig machen. Der extremste Unterschied war sicherlich die Straßenverhältnisse. Kommst Du auf einer einspurigen Rumpelstraße nepalseitig durchgeschüttelt gerade so einmal, wie in Nepal gewohnt, zur Grenze, geht es dann in China wie in einem Schullabor für den Straßenbau weiter. Kein Rumpeln mehr, keine Schlaglöcher und alles asphaltiert, und, wenn es erlaubt wäre, dann könnte man mit durchschnittlich 80 km/h fahren, doch da fängt bereits das Diktat des Gesetzes an, das allerdings, was die Verkehrsregeln betrifft oft sehr mutig nicht eingehalten wird.
Ja man ist in einer anderen Welt, aber doch erkennt man, dass es vielfach nur ein polierter Lack der Karosserie eines Staates ist, es ist und bleibt halt eine Dikatatur. Und mit der Zeit habe ich erkennen müssen, wie denn eigentlich die Eigenheiten so einer Staatsform zu erspüren sind.
Grundlegend ist vorweg zu sagen, dass China ein recht freundliches Land und ansich sicheres ist, und im ersten Moment fühlt man sich eigentlich recht wohl weil alles so ordentlich und organisiert ist, sieht man von dem Gespucke und Geschlaze durch Mann und Frau auf der Straße ab.

Die Warenverfügbarkeit ist ausgezeichnet, weniger die Kommunikationsfähigkeit der hiesigen Bevölkerung, chinesisch halt und null Hausverstand zur Zeichensprache. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass man als Selbstfahrer in China nicht ohne Guide unterwegs sein darf. Also muß alles über eine Argentur diesbezüglich und hinsichtlich aller möglichen "Permits" organisiert werden. So steht quasi dann Tag und Nacht ein Guide zur Seite, in meinem Fall war es Tashi, eine Tibetischer Chinese, allerdings ein sehrangenehmer, hilfsbereiter und vor allem fähiger Typ, der letzlich Gold wert sein sollte.

Naja , man hat nun also den Tibetischen Teil Chinas durch ein fettes Betontor betreten, die Formalitäten mit Hilfe des Guides erledigt und alles "scheint" besonders, vielleicht sogar im ersten Moment auch westlich besser, zu sein, als in Nepal. Die Sonderbarkeit eines solchen Staates ist hinweisenswert, aber der erste seltsame Beigeschmack entstand gleich einmal bei der Autokontrolle an der Grenze und folgende 2 Begebenheiten sollten mir erste kleine Einstiche in meine "swobodaische" Seele geben. Wer nun nicht weiß was mit "swobodaisch" gemeint ist, möge bitte die Bedeutung meines Nachnamens in Wikipedia nachlesen. Wie so oft wollten die chinesischen Beamten natürlich auch meinen Wüstenfuchs, sprich meine Wohnbehausung, auch innen inspezieren, und wie immerverschaffte ich den Beamten,

wartend wie kleine Kinder vor dem Weihnachtsbaum, Zugang zu meinen "riesigen" privaten Räumlichkeiten von gerade einmal 4m² . Allerdings fehlte es bei den Beamten an Gespür dafür, wohin sie treten können, dass sie Dreck in eine fremde "Wohnung" bringen, dass sie sich im privatesten Bereich eines Reisenden befanden. Und abgesehen davon auch ohne dass Sie dem Eigentümer das Vorrecht überließen, alles auf Befehl zu öffen, rissen sie an allen möglichen Kastln und Gegenständen herum, ohne auch nur vielleicht zu bedenken, etwas in Unordung zu bringen oder eventuell auch kaputt zu machen.Eine Respektlosigkeit sondersgleichen, als wäre es der Karren eine nepalesischen Kartoffelhändlers, aber immer auch lächelnd.
Woran ich blöderweise überhaupt nicht dachte, waren ein paar Bücher und Karten, die bereits beim Einstieg direkt sichtbar waren und sofort das Auge des Systemsoldaten aufblitzen ließen. Die Landkarten von China Ost und West, die Tibetkarte und die von Indien wurden sofort beschlagnahmt, natürlich ohne monetären Ersatz. Nicht korrekte Landesgrenzen zu ihren "heiß geliebten" Nachbarstaaten waren der Grund für die Vernichtung der "Lügenkarten". Besonders schmunzeln musste ich über den Fehler der China Ostkarte, in der TAIPEI in Großbuchstaben, als Hauptstadt Taiwans eingezeichnet war, und "des geht scho überhaupt ned".
Naja, Karten weg und Wohnraum verdreckt, aber die Ironie an dieser Sache allerdings war dann, dass der korrekte, aber freundliche Beamte, genau ein bestimmtes Buch in die Hand nahm, und fragte, was das denn für ein Buch sei. Ich antwortete, dass es sich um Geschichten handle, fast mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, denn in fetten Lettern war da der Titel des Buches zu lesen, so man das auch lesen kann: "DALEI LAMA, Rückkehr zur MENSCHLICHKEIT" - mit Sicherheit kein Buch, das in China aufgrund der staatlich angeordneten Beliebtheit des Autors vergriffen ist- und normalerweise jedenfalls keine Chinesischen Kontrolle überstehen würde. Aber aufgrund dieses offensichtlichen Ausbildungsmangels, und meiner Antwort, konnte ich ihm das Buch wieder aus der Hand nehmen, und es durfte weiterhin Begleiter meiner Reise sein. Ich bin nun also in Tibet gelandet und durch übertrieben viele Poizei- und Militärkontrollposten wurschtelnd, sowie in beinahe allen Orten geschindigkeitskontrollierenden Überkopfkameras - achja habe ich die guten Straßen bereits erwähnt? - und Ortsdurchfahrten mit erlaubten 20 bis 30 km/h war das sogar für den Wüstenfuchs etwas zu langsam.Trotzdem kamen wir relativ gut voran. Leider, und das ist das große Chinamanko, ist von Abenteuer keine Spur, zumindest was meine Einstellung dazu betrifft. Vielleicht könnte man das bürokratische Abenteuer erwähnen, allerdings ist das eher zum Lachen. Es zeigt sich einmal mehr, wie solche Staatsystem in Wirklichkeit funktionieren. Für Geringfügigkeiten kannst fast zum Henker geführt werden, aber wesentliche Regeln, wie zum Beispiel nicht bei Rot über die Ampeln zu fahren, spielen offensichtlich eine untergeordnete Rolle. Und so ist es bei vielem mehr. Da wird beispielsweise, jeder "Schaas" überprüft, bis hin zum lächerlichen Sehtest für den chinesischen Führerschein, und dann stellen sie Dir einen ebensolchen falschen aus, was eigentlich an Ironie nicht zu überbieten ist. Na gut fahr ich halt mit falschen Papieren herum. Dass allerdings der nächste Systempolizist mich theoretisch dadurch stoppen könnte ist offensichtlich willkürliche Nebensache, und so hoffe ich halt, dass nötigenfalls der Guide uns da herausredet.
Aber trotzdem, insgesamt ist China bislang eine teure, aber gute Erfahrung. So ging es von der Grenze nach Kyirong über den Kungtangla Pass (5236m) am Paiku Tso See nach Osten quasi parallel zum Mt.Everest vorbei, den wir wiederum am vorläufig höchsten Punkt meiner Karriere von 5250 m Seehöhe aus mit Wetterglück gut sichten konnten. Sehr beeideindrucken, da man glaubt in Augenhöhe mit den mächtigen Achttausendern zu sein und gar nicht richtig registriert dass diese mehr als 3 Kilometer höher sind. Auch wenn die Besteigung so nur visuell erfolgte, beeindruckend war es allemal.
So ging es ungefähr 1100km über Shigatse bis nach Lhasa, wo sicher der Potala Palast (die einstige Sommerresidenz des Dalai Lama) das Highleight schlechthin ist. Nach 2-tägigem Aufenthalt dort - man muss sich auch in vorgeschriebenen Hotels registrieren lassen, und auch ordentlich zahlen - ging es vorerst weiter. Allerdings lediglich 50 Kilometer, .... dann war nämlich Schluß mit Weiterfahren.
Fortsetzung folgt nach der Werbung.
LG, Friedl