ARGENTINIEN 2022/2023

 

16.3.2023

Kaum ist man einmal länger ohne dem "geliebten" Internet unterwegs, hinkt man mit vielen Dingen gleich einmal hinterher und die Zeit scheint noch dazu doppelt oder dreifach so schnell zu vergehen. Seit dem letzten Eintrag sind beinahe schon wieder 4 Wochen vorbei. Und wie soll es auch anders sein: Der Rucksack ist prall gefüllt mit weiteren Eindrücken.

Eine recht große Runde führte mich durch den Norden Argentiniens von Salta über Libertad de General San Martin durch die Yungas, Bergregenwald zwischen 500 und 2500 Meter Seehöhe, dann über mehrere 4000er Pässe nach Humahuaca, weiter zu den Grandes Salinas bis nach Susques, San Antonio de los Cobres, Tolar Grande, Salar de´ Arizara mit dem Cono de Arita, Antofalla, Antofagasta de la Sierra, Las Pappas, Fiambala und dann den Restvon 700 Kilometer relativ direkt nach Mendoza -insgesamt rund 2300 Kilometer wobei ca. die Hälfte davon auf Schotter zurückgelegt wurde. Höhen bis 4700m, Temperaturen von 37° bis minus 3°, und ein hervorzuhebender Abschnitt von Las Pappas Richtung Süden, wo ich den Fluß auf ca 40 Kilométer 68 Mal queren musste, keine schwierigen Querungen, aber ich mußte einige male den Weg suchen, da der Wegverlauf offensichtlich nach jeden stärkeren Wasserandrang neu ein neuer ist und aufgrund einer geringen Fahrfrequenz oft kaum zu sehen ist.
Geologisch ist das gesamte Gebiet gewaltig beeindruckend, riesig, abwechslungsreich und zeitweise kam mir aufgrund der gesteinsfarblichen Assoziation der "Mars-Rover" in den Sinn.
Unterm Strich: Argentinien, die Anden, das Grenzgebiet zu Chile scheinen ein perfektes Gebiet für einsame Reisen zu sein.  
Und jetzt bin ich wieder in Mendoza gelandet, wo ich demnächst meinen Wüstenfuchs zurücklassen werde.
Am 26.3. geht der Flieger von Santiago de Chile über Madrid nach München.
Dann wäre dieser Projektabschnitt ebenfalls wieder erledigt.Ich freue mich schon ziemlich auf zuhause, bin etwas reisemüde und eine Zeit der Verarbeitung der vielen Eindrücke ist notwendig.
So weit eine Planung überhaupt möglich ist, stell ich mir vor, Mitte September wieder hiereher nach Argentinien zurückzukehren für einen weiteren 3-monatigen Reiseabschnitt.Aber es ist halt nur einmal ein Plan.
Bis zum nächsten Bericht vorerst alles Gute aus Mendoza,
Friedl

 

21.2.2023

Das Reiseprojekt hat hinsichtlich des Abenteuercharakters aus meiner Sicht volle Fahrt aufgenommen.
Die letzten Wochen konnten nicht eindrucksreicher sein. Probleme gab es glücklicherweise kaum, jedenfalls war alles wieder in den Griff zu bekommen.

Mit Verständnislosigkeit schaue ich allerdings auf Europa. Mir ist nicht klar, warum der Frieden abgelehnt und die Freiheit des Menschen mit Füßen getreten wird.
Der Hass auf Andersdenkende wird spürbar größer, die Dummheit der Politiker nicht mehr in Worte zu fassen. Jeder Mensch, der sich der Menschheitsfamilie zurechnet, sollte doch nach Frieden trachten mit allen Mitteln, die andere Menschen physisch und seelisch nicht verletzen.
Ich sehe der Zeit zuhause mit gemischten Gefühlen entgegen, will nicht in einer Meinungsdiktatur leben, akzeptiere aber die Meinung anderer nach wie vor, auch wenn sie mir nicht passt. Hausverstand, die Auseinandersetzung mit rationalem Denken, aktive Bemühungen um Frieden und das Gesamtwohl der Bevölkerung, kann ich nicht ansatzweise erkennen.
Es ist peinlich und zum "fremdschämen". Sogar der Platz zum Denken wird Dir vielfach in Europa genommen. Traurigkeit.

... naja, so ist es eben.
Folgendes versuche ich mir anzugewöhnen: "Wenn Leute behaupten, 1+1=5, dann laß ich sie das glauben. Viel Spaß dabei!"
Ein Paradebeispiel, das mir diesbezüglich passierte: Weil ich nicht die gewünschte europäische Mainstreammeinung vertreten habe, und mir erlaubte, diese auch zu argumentieren, wurde das Gespräch mit mir abgebrochen. Ein Päarchen, aus Polen und Belgien mit Landy unterwegs im Norden Argentiniens getroffen, zeigte dieses besonders reife, tolerante und weltoffene Verhalten. Was Politik aus Menschen macht. Kopfschütteln.


... aber zurück zur Reise. Wie gesagt erlebnisseitig reiht sich ein Ereignis an das andere. Vor allem landschaftlich ist der Nordwesten Argentiniens ein "Hammer". Es könnte nicht abwechslungsreicher sein. Von der Pazifikküste, diese natürlich in Chile, also von 0 Meter Merreshöhe bis fast 4800 m über den Paso Agua Negro. Auf der argentinischen Seite der Anden, von dieser Höhe bis ca. 500-1000 Meter Seehöhe runter, kommt man durch eindrucksvolle Zonen, die Höhe, Temperatur, Niederschläge, und Vegetationsphasen betreffend. Blumen, dass es eine Freud ist.
Als quasi Geologe sind die sichtbare Geologie und die Natur der Anden beinahe unschlagbar und große Zufriedenheit erfasst mich, wenn ich weit weg von der verlogenen Welt der Heimat bin. Hier ist die Energie wahrlich spürbar und  nicht umsonst hat es einst auf diesem Kontinent alte geheimnisvolle Kulturen gegeben, die leider, wir nämlich, einst zerstörten.
Mittlwereile bin ich nun rund 8.000 Kilometer gefahren, eigentlich nicht so viel, allerdings die Andenkilometer könnte man gleich doppelt zählen, betrachtet man meine Routenwahl, vor allem einigen Provinzstraßen durch die Berge. In diesen Fällen bewährte sich der Wüstenfuchs außerordentlich, ob seiner Größe und anderen Qualitäten wegen.
Das Wechselspiel von Straßenqualität,Streckenführung, Regenfälle, und Begegnungen mit Einheimischen in der quasi für mich geliebten Einsamkeit könnten das Erlebnisbild nicht bunter werden lassen. Ich bin zufrieden.
Die letzten 14 Tage reiste ich gemeinsam mit meiner Freundin. Wunderbare Tage, einfach schön, viel erlebt und wieder bestätigte sich, dass alleine oder gemeinsam zu reisen, zwar zwei Paar Schuhe sind, allerdings passen beide ausgezeichnet.

In die Zukuft blickend schaue ich auf die nächsten 5-6 Wochen. Ich werde eine größeres Runde noch in die Winkel des Nordwestens Argentiniens tun und letztlich durch die Anden nach Süden bis Mendoza fahren, wo ich den Wüstenfuchs zurücklassen werde, um einen Sprung nach Hause zu machen.
Auch darauf freue ich mich.
Alles Gute und beste Grüße aus Salta,
Friedl

 

12.01.2023


Seit dem Dezember hat sich doch Einiges getan, nicht nur das Jahr hat gewechselt sondern auch ich das Land.
Zuerst noch in Uruguay unterwegs, davon zwei Wochen zu Zweit, folgte Argentinien Richtung Westen. Rückblickend ist Uruguay sehr eigen, insbesondere aus meiner Sicht.
Ein verhältnismäßig weit entwickeltes Land, das, mir scheint so,  relativ wenig unentdeckte Besonderheiten aufweist. Preislich recht hoch angesiedelt, mit einem Hauch europäischgermanischem Flugrost, aber relativ dünn besiedelt, sieht man von den schönen Küstenregionen ab. Ein Land, das sichtlich auch für viele zum Niederlassen geeignet erscheint.
Unterm Strich bleibt: Schön aber relativ unspektakuläre, wahrscheilich spielt Zeit und die Suche nach dem besonderen Detail eine gewisse Rolle. Letztlich wurde es mir aber auch gefühlt zu teuer, betrachtet man die hiesigen Spritpreise, die sich zwar noch immer einiges unter den heimatlichen  Niveau bewegen, aber doch mit umgerechnet 1,6 Euronen pro Liter Diesel ein guter Indikator für das Gesamtniveau des Landes zu sein scheinen. Außerdem bleibt für mich der Beigeschmack, nicht in einem Land des Abenteuerreisens, so wie ich mir es vorstelle, zu sein. Doch zwei Dinge möchte ich nicht uinerwähnt lassen. Zum einen hatte ich an der Südostküste des Landes Richtung Brasilien an ein paar Abschnitten das Gefühl durchaus auch hier theoretisch seßhaft werden zu können. Zum anderen, sieht man von der relativen Einwohnerdichte an der Küste ab, gefällt mir die Tatsache, dass Uruguay ein Land ist, das halb so groß wie Deutschland ist, aber nur 3,5 Mio. Einwohner zählt, und somit spürbar eine gewisse Ruhe asstrahlt.
Doch letztlich wurde es mir einfach zu flach und eintönig, und gerade rechtzeitig zum großen Finale des Herrn Messi Nummer 10 kam  ich ins argentinische Colon, und war sehr beeindruckt über die Siegesatmosphäre und die zuvor erlebte emotionale Achterbahn der argentischen Fans. Pure Freude, zu tiefste betroffenheit und letztlich der helle Wahnsinn. Danke meinerseits dies miterlebt haben zu können.
Danach blieb es reisetechnisch weiterhin ziemlich flach und die argentinische Pampa hat diesbezüglich lediglich den Vorteil der relativ schnellen Kilometerbewältigung.
Dann Cordoba, dem österreichischen Fußballhirn (WM 78) bis in alle Ewigkeit eingebrannt, eine riesige, interessante Stadt mit geschichtlichkulturellem Zentrum, allerdings ein Menschen- und Autogewurl der Sonderklasse. Weihnachten einmal anders, und das Glück am 25.Dezember durch ein nahezu menschenleeres Cordoba zu fahren, zeichneten diesen Stadtbesuch wohl aus.
Die ersten Vorboten der Anden sind gleich an der Hintertür Cordobas zu sehen, und das Reiseherz schien gleich schneller zu schlagen und nach einer weiteren Durststrecke danach wieder durchs Flache erreichte ich die Weinstadt Mendoza am Fuße der riesigen Gebirgskette der Anden.
Eine Verschnaufpause auf einem Campingplatz am Stadtrand Mendozas, ein paar Flüge mit dem Paragleiter, Auspruffreparaturen am Pinz stellten die nächsten Programmpunkte.  Der Wüstenfuchs, der übrigens auch wieder einmal erstmalig seit 2019 am Weg nach Mendoza die 2000er Marke, die Seehöhe betreffend, überschreiten durfte, fühlte sich sichtlich wohl.
Der Reisecharakter hat sich nun wieder merklich ins mir eher Passende gewandelt - Berge, Schotterstraßen, Ruhe, scheinbar alte Welten. Doch auch Argentinien wandelte sich etwas seit meinem ersten Besuch vor rund 10 Jahren. Die Umwelt ist merklich sauberer geworden, der Tourismus ist eindeutig auf dem Vormarsch, es wurde Witterung hinsichtlich des fremden Geldes aufgenommen, und vieles Schöne mit der Ausrede "Zum Schutz der Natur!" verkomerzialisiert und in Nationalparks mit monetären Regeleintritten verwandelt. Die Größe des Landes und die Schroffheit der Anden bewahren aber doch noch einiges Abenteuerliches. So war ich im Valle de Hermosa, ein Stück hinter dem Schiort Las Lenas. Wunderschön und bereits spürbar scheinbar dem Tourismus geopfert, ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis ein registriertes Gebiet mehr zum Schutz des Geldverdienens auf der Liste steht.
Gerade noch rechtzeitig dort gewesen. Außerordentlich cooles Gebiet.
Der weitere Plan:
Durch die Anden entlang Richtung Norden von Mendoza bis zur bolivianischen Grenze, ein Teil auch wieder zu Zweit.
Bis Ende März im Land und dann wieder mal heim.  

Gruß in die Heimat,

Friedl